Tage der Raumkultur 2023 – Nachlese

Tage der Raumkultur in Wessobrunn

Tiffany Schuh und Wolfgang Strasser

Auch unsere diesjährigen „Tage der Raumkultur“ waren geprägt von einem Miteinander und regem Austausch vielfältiger Art. Jeder „der“ (Ort) „die“ (Menschen) „das“ (Wetter) Anwesenden hat seinen Teil zum Gelingen beigetragen. Bereits im Vorfeld gestaltete sich die Planung harmonisch,… die anstehenden Aufgaben waren schnell übernommen: Für die Ortsrecherche, diversen Buchungen und Einstimmung auf „unseren“ Ort – Wessobrunn –  hatte sich Ulrike Holtzem für uns die Zeit genommen und den Rahmen bestens vorbereitet. In einer gelungenen Balance von Kultur- und Natur-Raum konnten wir in die Vielschichtigkeit des Ortes gemeinsam eintauchen. Und Dank der perfekten Vorbereitung aller Zahlen und Daten durch Judith Winter, war es ein Leichtes, den „offiziellen“ Teil, unsere jährliche Hauptversammlung, entspannt abzuhalten. So verblieb für alle Teilnehmenden zwischen den „Terminen“ reichlich Zeit und Raum zum Austausch des Wahrgenommenen, guten Gesprächen und so manchen „Fachsimpeleien“ sowie für das leibliche Wohl zu sorgen.

Kloster Wessobrunn, Grauer Herzog. 
Bild Allie Caulfield auf Wikipedia

Kloster Wessobrunn, Grauer Herzog. Bild Allie Caulfield auf Wikipedia

Wessebrunn gilt als Gründung des Bayernherzogs Tassilo III. im Jahre 753, die erste urkundliche Erwähung findet sich im karolingischen Reichsklosterverzeichnis Kaiser Ludwig des Frommen von 817.

„Im Jahre 753 ist Tassilo mit seinen Jagdbegleitern Wezzo und Taringeri im Rottwald zwischen Lech und Ammer auf der Jagd. Die Nacht verbringt er in einem Zelt. Im Traum sieht er eine Himmelsleiter auf der Engel auf- und niedersteigen und in der Höhe den hl. Petrus. Am Fuß der Leiter sieht er drei Quellen die kreuzförmig zusammenfließen. Am nächsten Morgen findet Wezzo diese Quellen und Tassilo lässt an dieser Stelle das Kloster errichten, dessen Patron der hl. Petrus ist.“

Wezzo soll auf dem nahen Burgstall Greut (Schlossberg in der Ortschaft Haid) seinen Sitz gehabt haben. Mit dieser Annahme wäre er kein Knappe oder Knecht des Herzogs, sondern dessen Gefolgsmann gewesen.

Die ältere Forschung sieht hinter diesen Quellenmythen eine germanische Glaubensvorstellung, die den Gewittergott Donar als Urheber der Quelle ansah. Donar war als Gottheit des Gewitters durch den Gewitterregen auch eine Gottheit der Fruchtbarkeit. Dort wo sein Blitz auf die Erde traf, entsprang demnach eine heilige Quelle. In der Mythensprache entspricht dabei der Bischofsstab des heiligen Ulrich, der ihm als anderes Attribut zugewiesen ist, dem Blitz. Vorchristliche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang auch Ulrichs Verehrungstag, der 4. Juli. Dieser Tag war von alters her Abschlusstag der Sonnenwendfeiern des Mittsommerkreises mit Brunnen- und Quellenfesten – auch in Landstrichen, in denen Ulrich keine Bedeutung hatte. http://www.heilige-quellen.de

Hinsichtlich der Gründerschaft kursierten lange Zeit zwei unterschiedliche Überlieferungen, die beide erst Mitte des 11. Jahrhunderts verfasst wurden. Die eine Überlieferung, die sich auf hauptsächlich Urkunden des Klosters Benediktbeuern aus dem 8. und 9. Jahrhundert stützt, besagt, dass um 740 der Adlige Landfrid aus dem Geschlecht der Huosi und dessen Brüder Waldram und Eliland etwa zur gleichen Zeit im Pfaffenwinkel acht Klöster gründeten, nämlich die fünf Männerkonvente Benediktbeuern, Schlehdorf, Seiferstetten, Wessobrunn und Sandau sowie die drei Frauenkonvente Polling, Staffelsee und Kloster Kochel am See. Für den Zweck der Gründung der fünf Männerkonvente warb Landfrid insgesamt 150 Benediktinermönche an, von denen er 50 mit der Errichtung des Klosters Benediktbeuern beschäftigte und je 25 mit der Errichtung der übrigen vier Klöster. Nach der Fertigstellung der drei Frauenklöster sollen in diese je 25 Nonnen einquartiert worden sein. Landfrid war der erste Abt von Benediktbeuern.

Die andere Überlieferung, die vom Kloster Wessobrunn ausging, sah kraft der Gründungslegende und der Wessobrunner Gründungsnotiz in Herzog Tassilo den Gründer. Dieser Auffassung neigten sich etliche Historiker zu. In der europäischen wissenschaftlichen Kirchengeschichte herrschte jedoch weiterhin die Lehrmeinung vor, das Kloster Wessobrunn sei im Zeitraum 740–741 gegründet worden.

Die Tassilolinde ist eine Winter-Linde (Tilia cordata) in der Nähe der Klostermauer in Wessobrunn. Mit einer Höhe von 25 m und einem Stammumfang von 14 m ist sie die drittgrößte Linde in Bayern.

Am letzten Tag besuchten wir den Paterzeller Eibenwald. Er ist mit über 2.000 teilweise sehr alten Eiben einer der größten zusammenhängenden Bestände der Europäischen Eibe in Deutschland. Der Eibenwald liegt in der Gemeinde Wessobrunn bei der Ortschaft Paterzell im südwestlichen Oberbayern. Der Eibenwald war bis zur Säkularisation 1803 im Besitz des Klosters Wessobrunn. Heute ist es ein Naturschutzgebiet.

Im Paterzeller Eibenwald findet man Kalktuff, auch Quellkalk, Quelltuff oder Bachtuff genannt. Er bildet an einigen Stellen Ablagerungen im Fließwasser, wie wir es von Pamukale in der Türkei kennen. Es ist ein noch junges, poröses, sekundäres Sediment. Es gehört mit Travertin zu den Kalksintern, d.s. nichtmarine Karbonatgesteine (Süß­wasserkalk). Kalktuffe sind in bayerischen Alpenvorland weit verbreitet und wurden an zahlreichen Stellen abgebaut. Im nahen Polling gibt es noch einen Kalktuffabbau, der in Betrieb ist.


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